Der Mensch und die Ozeane

Die Beziehung des Menschen zur Meeresumwelt stellt ein wahres Paradox dar. Obwohl wir vollständig von den Meeresressourcen abhängig sind, gehen wir nachlässig mit ihnen um, strapazieren und erschöpfen sie mit unserer Lebensweise.

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Die Faszination des Menschen für die Ozeane bleibt ungebrochen

Die Ozeane: Sie machen 70% der Erdoberfläche aus, bilden 97% unserer Wasserreserven und beherbergen 80% aller organischen Stoffe auf der Erde. Sie sind auch die wichtigste Kohlenstoffpumpe und der wichtigste Sauerstoffproduzent für die Atmosphäre. Die Funktion der Meere ist vielfältig und unsere Abhängigkeit von dieser ausserordentlichen Ressource umfassend: Die Ozeane versorgen uns mit Sauerstoff, Wasser und Nahrung, sie mildern unser Klima, liefern fossile Brennstoffe und unterstützen mehr als 90% des weltweiten Handels (Schiffsverkehr).

Paradoxerweise bedroht besonders der Mensch diese Ressource. Die Folgen durch die Aktivitäten des Menschen lassen sich in drei Kategorien unterteilen:

  • Die Auswirkungen der Verbrennung von fossilen Energien: Diese führen zu einer Erhöhung der Meerestemperatur, einer Übersäuerung der Meere aufgrund der Absorption des atmosphärischen Kohlendioxids und zu einem Anstieg des Meeresspiegels.
  • Die Auswirkungen des nicht nachhaltigen Fischfangs wie Überfischung (Überschreiten des Bestandserhaltungsniveaus), Beifänge und die zerstörerische Hochseefischerei (Grundschleppnetze, Sprengstoff, Gift): Eine Verarmung der Artenvielfalt ist die Folge.

Die Auswirkungen der Verschmutzung, ob nun physisch (radioaktiv, akustisch), biologisch (invasive Arten) oder chemisch (Mikroverunreinigung, Ölpest oder Kunststoff): die Hauptthematik unserer Verein, der Abfall im Meer, fällt in diese letzte Kategorie.

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Die Aktivitäten des Menschen haben schwerwiegende Folgen für die Ökosysteme der Meere

Wir nehmen die Ozeane als ein Umfeld wahr, das von unendlicher Tiefe und Weite ist und in der allgemeinen Wahrnehmung alles ertragen kann. Nichtsdestotrotz können wir heute nur den Schaden feststellen, den unsere Aktivitäten in dieser Umwelt anrichten. Die Wissenschaftler nehmen z.B. an, dass der Fischereibestand (Menge der aus dem Meer gewonnen Nahrungsmittel) seit der industriellen Revolution um 50% zurückgegangen ist.

Um den aktuellen Zustand unserer Ozeane besser aufzuzeigen, möchten wir hier ein Modell vorstellen, das vom Wissenschaftler Benjamin Halpern entwickelt wurde. Die Graphik hier unten zeigt eine Weltkarte mit den Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf das marine Ökosystem

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Weltkarte der Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die marinen Ökosysteme auf der Grundlage von 19 vom Menschen verursachten Stressfaktoren. Schwache Auswirkungen < 2.7, starke Auswirkungen > 4.1. Quelle : Halpern et al. 2015, Nature Communications

Halpern zeigt, dass ein grosser Teil der Ozeane (41%) stark unter den Aktivitäten des Menschen leidet und dass keine Region vollständig verschont bleibt.

Dass wir stark abhängig von den Meeresressourcen sind und gleichzeitig deren Überleben bedrohen, stellt ein grosses Umweltrisiko dar, das von der breiten Öffentlichkeit leider noch unterschätz wird. Alle menschlichen Aktivitäten, die diesem Risiko zu Grunde liegen, stehen in Verbindung mit übermässigem Konsum, sei es von Energie (fossiler Energie oder Kernenergie) oder von Erzeugnissen aller Arten.

Die Thematik der Akkumulation der Plastikabfälle illustriert sehr klar die schädlichen Folgen des übermässigen Verbrauchs. Denn Kunststoff ist ein vergeudetes Produkt, das Abfälle generiert, die nicht bewirtschaftet werden und die sich auf vielfältige Art und Weise auf die Umwelt auswirken.